FAIR’N GREEN: Zwischen Spitzenklasse und Insider-Tipps – die besten Pfälzer Weine mit dem Nachhaltigkeits-Siegel
Ökologischer Weinbau einhergehend mit sozialer Verantwortung wird für Winzer immer wichtiger. Einerseits, weil der Ruf nach Nachhaltigkeit auch seitens der Kunden immer lauter wird. Andererseits, weil eine generelle Besinnung zurück zu mehr natürlicher Landwirtschaft langfristig auch dem Ergebnis gut tut. Am Ende kommt’s natürlich darauf an, was einen im Glas erwartet. Welcher Winzer liefert die besten Weine mit dem FAIR’N-GREEN-Siegel?
Dieser Frage bin ich nachgegangen und habe bei den Pfälzer Weingütern mit dem Siegel angefragt: Welche Weine zeichnen euch besonders aus? Wo erkennt man eure Handschrift am besten? Was sollte man unbedingt von euch im Glas haben?
Herausgekommen ist eine umfangreiche Verkostung einer dreistelligen Anzahl von Weinen. Den größten Teil machten dabei die Weißweine aus – mit einer Dominanz an Rieslingen. Gefolgt von den Roten, bei denen zahlenmäßig die Spätburgunder vorne waren – wenngleich es hier ein paar Überraschungen fernab der Klassiker gab. Etwas abgeschlagen dann die Rosés, die hier nicht allzu viel Beachtung finden werden.
Szene-Winzer und VDPler dabei
Das FAIR’N-GREEN-Siegel ist zwar erst wenige Jahre alt, aber längst keine Randerscheinung mehr. Angesagte Winzer, VDP-Mitglieder sowie überrwiegend regional agierende Weingüter prägen das Bild. Es ist fast ein klassischer Querschnitt der Betriebslandschaft an der Deutschen Weinstraße. Wie auch das Geschmacksbild: eine Vielzahl von Reben, ein Mix durch die Preisklassen und daher ein buntes Ergebnis bei der Verkostung.
And the Winner is…
Ach, das wäre nun allzu plakativ, hier eine eindeutige Nummer 1 zu bestimmen. Letztlich habe ich dutzende Weine gefunden, die ich mir jederzeit wieder gerne einschenken würde. Daher geht es mir hier darum, die Stilistik der Weingüter etwas stärker in den Vordergrund zu stellen und die prägendsten Weine zu präsentieren. Also, let’s go:
Weingut Mario Zelt, Laumersheim: Der Alleskönner – wer da nicht zugreift, ist selbst schuld
Der Eindruck: Zelt kann alles. Und das auf hohem Niveau. Besonders hängen geblieben ist die Dichte an qualitativ hochwertigen Weinen – vom sommerlichen Muskateller bis zum festlichen Lagen-Riesling. Hier sitzt einfach jeder Tropfen. Dabei merkt man den Weinen die Handschrift ihres Machers immer wieder an. Zelt macht markante Produkte, häufig komplex, aber mit klar herausgearbeiteten Aromen. Das ist einfach großartig!
Was besonders auffällt: die starken Burgunder. Weiß und Rot.
Der beste Wein: Kirschgarten Spätburgunder. Ein absoluter Spitzenwein für entsprechende Anlässe.
Komplexe Weine, klare Aromen – hier geht’s zu den Spitzenweinen von Mario Zelt
Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim: Der Anführer – das ist echte Spitzenklasse
Der Eindruck: Eigentlich ist bei diesem Namen schon alles gesagt. Kuhn ist VDP-Mitglied und gilt als einer der besten Winzer Deutschlands. Mit Recht. Da stimmt alles, da sitzt alles. Bevor das hier aber das 1000ste Loblied auf die absoluten Spitzenweine Kuhns wird, habe ich vor allem auf die zweite Reihe geschaut und die Ersten Lagen ins Visier genommen. Und – wenig überraschend – auch das ist ein absoluter Genuss.
Was uns besonders auffällt: der krasse Spagat aus eleganten und geschmeidigen Weinen auf der einen Seite und dominanten Tonangebern auf der anderen.
Der beste Wein: Kallstadter Steinacker Riesling. Eine kompromisslose Aromenexplosion.
Ein Genuss, auch bei den ersten Lagen – hier geht’s zu den Premium-Tropfen von Philipp Kuhn
Weingut Egon Schmitt, Bad Dürkheim: Der Individualist – Abenteuer und Experimentierfreude im Glas
Der Eindruck: Inhaber Jochen Schmitt scheint gerne zu experimentieren – und das macht wirklich Spaß. Es wirkt, als werde jegliche Besonderheit aus jedem einzelnen Kubikzentimeter im Wingert herausgeholt. Wer etwas aus der Norm ausbrechen möchte, findet dazu passende und inspirierende Weine in Bad Dürkheim.
Was uns besonders auffällt: Schmitt bringt auswärtige Geschmäcker und Aromen in die Pfalz.
Der beste Wein: Duca XI. Rotwein-Cuvée mit großer Vielfalt und Eleganz.
Außergewöhnliches im Glas – hier geht’s zum inspirierenden Portfolio vom Weingut Egon Schmitt
Weingut Scherr, Hainfeld: Der Gönnerhafte – eine Einladung zur Entdeckungstour
Der Eindruck: Scherr hat extrem überrascht. Reben aus der zweiten und dritten Reihe punkten hier genauso wie die Prestige-Weine aus der Qualitätsspitze. Fast schon mit Understatement präsentiert das Weingut ein ausgereiftes Portfolio mit durch die Bank weg guten Weinen und einigen echten Perlen. Das lädt zum Entdecken ein.
Was uns besonders auffällt: das Preis-Leistungs-Verhältnis. Unfassbar, was man hier für unter 10 Euro ins Glas bekommt. Und selbst die Weingut-Spitze liegt preislich kaum darüber. Für wenig Geld gibt es extrem viel Geschmack. Scherr definiert die Klasse der Alltagsweine neu.
Der beste Wein: Chardonnay Prestige. In Anbetracht des Preises fehlen mir fast die Worte. Der ist unter den Pfälzer Chardonnays vorne mit dabei.
Prestige-Weine, Alltagsrote und die Scheurebe – hier geht’s zur ausführlichen Vorstellung des Weinguts Scherr
Weingut Neiss, Kindenheim: Der Nice – Handschrift aus der Coolness-Region
Der Eindruck: Neiss steht für eine gewisse Ausgewogenheit bei seinen Weinen. Die Weine sind aromatisch, zeigen eine bestimmte Dichte, stehen aber nicht so für extrem dominante oder raue Noten. Vielleicht liegt es am „Cool Climate“, wie Neiss es nennt. Genauso ausgewogen wie der Geschmack ist generell das Angebot von Neiss: Weiß, Rot, Rosé – hier gibt’s viel zu entdecken. Und das über alle üblichen Qualitäts- und Preisklassen.
Was uns besonders auffällt: die Cremigkeit. Die zeichnet viele Neiss-Weine aus. Ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal in dieser Runde.
Der beste Wein: Sonnenberg Riesling – Alte Reben. Cremig. Cremig. Und mit einer gewissen Cremigkeit. Aber auch schöne Säure und Reife, feine Frucht- und Kräuteraromen.
Umwerfender Chardonnay, toller Riesling, schöner Mix über die Qualitätspyramide – hier geht’s zur Übersicht vom Weingut Neiss
Weingut Karl Pfaffmann, Walsheim: Der Burgundertyp – Vorfahrt für weiße Tropfen für jeden Anlass
Der Eindruck: Hängen geblieben sind vor allem die Weißweine, insbesondere die Burgunder. Und hier geht die Range vom unaufgeregten Alltagswein bis zur Premiumklasse. Generell stimmen Qualität und Aromenvielfalt. Das Angebot ist schön umfangreich und erfüllt fast alle Bedürfnisse.
Was uns besonders auffällt: Wer mal vor Ort war, nimmt das Weingut mit der Vinothek eher als Ausflugsziel für ein Publikum wahr, das vor allem auf Präsentation setzt. Umso positiver die Überraschung, dass das Weingut besonders im Bereich der bodenständigen Weine punkten kann.
Der beste Wein: Weißburgunder. Herrlicher Allrounder, schöner Wein für fast jeden Anlass.
Welche Burgunder lohnen sich besonders und was gibt’s sonst im Glas? Hier geht’s zur Allrounder-Übersicht vom Weingut Karl Pfaffmann
Weingut Emil Bauer, Landau-Nußsdorf: Der Auffallende – Ein Riesling geht immer
Der Eindruck: Das Weingut gehört schon länger zu den angesagtesten der Pfalz. Und typisch pfälzisch sticht hier das Riesling-Angebot etwas raus. Die Traube geht bei Emil Bauer doch schnell ins Gedächtnis. Denn hier kommen besonders individuelle Aromen aus der Flasche.
Was uns besonders auffällt: die Kräuternoten. Vor allem im Riesling. Es gibt wenige Wettbewerber, die mit so viel Würze und Wiese beim Riesling arbeiten.
Der beste Wein: Riesling Out of Space. Einer von Bauers Premium-Rieslingen mit – wie könnte es anders sein – ordentlich Kräuter- und Würzaromen neben der Frucht.
Einmal ins Weltall, bitte: Wieso die Rieslinge hoch hinaus schießen beim Weingut Emil Bauer, lest ihr hier.
Über FAIR’N GREEN
Wer sich intensiver über FAIR’N GREEN informieren möchte, findet allerhand Infos unter https://www.fairandgreen.de
Generell hat sich das Siegel die folgenden sechs Punkte als Merkmale auf die Fahnen geschrieben:
- Umweltschutz und naturnaher Weinbau
- Förderung der Biodiversität
- Schutz der natürlichen Ressourcen
- Faire Löhne und soziales Engagement
- Gesellschaftliche Verantwortung
- Erhaltung und Förderung der Kulturlandschaft