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Zelt Kirschgarten Weißburgunder: auch der geht steil
Geschmeidig, harmonisch, rund, dezent zurückaltend… passt häufig bei Weißburgunder. Passt aber nicht bei Mario Zelt. Okay, es ist nicht so, dass dieser Wein ungeschmeidig wäre. Oder ihm die Harmonie fehlt. Vielmehr ist es so, wie es sich für einen Wein von Mario Zelt gehört: Dieser Weißburgunder aus dem Kirschgarten hat einfach eine kravtvolle Struktur, kommt selbstbewusst aus der Flasche und ist alles andere als zurückhaltend. Der hat Spannung, der hat Spiel, der hat Spaß – und vor allem auch Qualität. Dass die Lagenweine des Laumersheimer Weinguts zur deutschen Spitzenklasse gehören, konnte Zelt schon mehrfach beweisen. Da ist dieser Wein keine Ausnahme. Zum Geschmack: Der Holzausbau des Weins kommt recht dominant…
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Emil Bauer Riesling Out of Space: Hommage an The Prodigy
Ach, so herrlich kann das sein mit den Weinen und der Musik. Denn ganz egal, ob dieser Riesling tatsächlich eine Hommage an das gleichnahmige Lied von The Prodigy ist oder nicht, der Bezug passt definitiv. Und das liegt in folgendem Grundgedanken: Genauso überraschend und abwechslungsreich wie der Song ist dieser Emil Bauer Riesling. Genauso wild, ungewöhnlich, stressproduzierend und dann gleichermaßen versöhnlich sind die beiden, als seien sie schon immer füreinander geschaffen gewesen. Da ist Drive, da ist Beat, da ist Rock, da ist Punk und da ist auch Acid, wenn man schon die Parallelen auf die Spitze treiben möchte. Damit’s jetzt aber keine Musikkritik wird, nun mal wieder Richtung Wein:…
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Egon Schmitt Duca XI: rote Sehnsucht
Beim Weingut Egon Schmitt ist irgendwie alles etwas anders – und das im positiven Sinne. Es besticht durch angenehme Experimentierfreude mit exotischen Aromen im Glas – als echten Individualisten habe ich Inhaber Jochen Schmitt bereits betitelt. Das passt auch auf einen seiner Parade-Rotweine, dem Duca XI, der ganz oben an der Spitze von Schmitts Qualitätspyramide steht. „Unser Duca ist ein Wein, dem man ein wenig Zeit im Glas geben sollte“, schreibt Schmitt selbst über dieses Cuvée. Da gehe ich nur sehr bedingt mit. Denn: Ja, der Wein wird noch besser, wenn er etwas ruht. Er ist aber schon nach dem Einschenken direkt da mit seiner Aromenfülle. Intensivrot im Glas, kommen…
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Philipp Kuhn Steinacker Riesling: Erste Lage erstklassig
Riesling. Über keine andere Traube gibt es in der Pfalz so viel zu erzählen wie über den Riesling. Viele Winzer machen damit ihre Parade-Weine. Und welcher nun der beste ist, ist fast genauso unbeantwortbar wie die Frage, wie ein klassischer Riesling eigentlich schmeckt. Nicht nur von Winzer zu Winzer merkt man deutliche Unterschiede in der Charakteristik, auch bei jedem einzelnen Weingut lässt sich auf Basis der Parzelle, in der die Rebstöcke stehen, immer eine ganz andere Richtung herausarbeiten. Und die bei diesem Erste-Lage-Wein von Kuhn ist eine sehr dominante: Der Steinacker Riesling ist ein echt kompromissloser Tropfen, der für kantigen Geschmack steht. Da ist viel grüner Apfel, gepaart mit Limette,…
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Mario Zelt Kirschgarten Spätburgunder: Holla, die Waldfee
Hola, die Waldfee. Ganz genau! Denn: Wer immer noch der Meinung sein könnte, Mario Zelt mache höchstens gute bis sehr gute Weine, hat wohl seinen Kirschgarten Spätburgunder nicht probiert. Der Kirschgarten liefert ohnehin beste Bedingungen für hervorragende Weine, insbesondere für alle, die auf ausdrucks- und charakterstarken Stoff stehen. Das kombiniert mit der Hand von Mario Zelt, die es ohnehin schafft, kräftige Aromen und deutliche Geschmackslinien herauszustellen, ist ein echtes Erlebnis. Und was macht diesen Spätburgunder zu einem echten Erlebnis? Es ist die Gesamtkomposition. Zelt, der Dirigent, führt die Aromen so zusammen, als ließe er die Rockin‘ 1000 „Freude schöner Götterfunken“ in Perfektion spielen. Oder – kurzum: Da stimmt einfach alles…
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Nauerth-Gnägy Grauburgunder ng3: Alarm am Gaumen
Die Anekdote bei meiner ersten Begegnung mit dem Pfarrwingert Grauburgunder ng3 bleibt ewig hängen. Simpel und wiederkehrend, wenn es um Weine geht. Vor allem um nicht Alltägliche. Sie erzählt die Geschichte von anspruchslosen Gelegenheitsweintrinkern, die mit dieser Flasche hoffnungslos überfordert waren. Weder pur noch als Schorle habe er seine Dienste erweisen können, so die Erzählung beim Ausschenken. Mein erster Gedanke: Yeah, eventuell endlich mal wieder ein Grauburgunder seit Ewigkeiten, der hängen bleibt. Ja, er ist hängen geblieben. Und ja, ich verstehe auch die Gelegenheitstrinker, warum sie mit ihm nichts anfangen können. Nauerth-Gnägy hat einen Wein erschaffen, der erst mal erstaunlich viel Fülle verbreitet und alle, die einen leichten Burgunder erwarten,…
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Anselmann Cabernet Sauvignon Blanc de Noir: die weiße Würzmühle
Ich mag diesen Anselmann-Wein deshalb so sehr, weil er optisch und geschmacklich ein recht untypischer Blanc de Noir ist: Er ist sehr hell in der Farbe und bietet dem Gaumen eher kräftige Noten als sommerliche Leichtigkeit. Bereits die Säure zu Beginn überrascht für einen Blanc de Noir: Sie ist beim ersten Schluck von Anfang an da und zieht sich bis zum Ende durch. Das geht fast schon in die Richtung Riesling. Die Cabernet-Traube bringt vor allem pfeffrige und würzige Aromen mit. Mit der Frucht geizt er etwas, wer auf Aprikose steht, wird sie aber finden. Dazu kommt noch etwas Paprika. Klingt ganz und gar nicht nach einem Sommerwein, wie es…
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Markus Schneider Ursprung: Startschuss für großes Rotweinkino
Ob Markus Schneider es einem böse nimmt, wenn man den Ursprung als kleinen Bruder seines Blackprint bezeichnet? Egal, ich tue es trotzdem. Wenngleich es nicht darum geht, ihn als eine geschmackliche Kopie oder preiswertere Variante zu outen. Einige Parallelen sind zwar da: Denn auch der Ursprung hat klare und intensive Fruchtaromen, teils von dunkelroten Beeren, teils von Zwetschgen, kombiniert werden diese aber intensiver mit Würznoten als dies etwa beim Blackprint der Fall ist, der dafür mehr das Holz kitzelt. Die Parallele zwischen Ursprung und Blackprint bietet sich vor allem deshalb an, weil Schneider bei beiden Weinen je eine schöne Cuvée gezaubert hat, die für kräftige, eindeutige Noten stehen. Dabei sind…
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Alois Kiefer Spätburgunder Ambrosia: endlich einer mit Charakter
Der Schock kommt gleich zu Beginn: Die Fruchtnoten kommen beim ersten Nippen mit einer solchen Süße daher, dass es für einen kurzen Moment unklar ist, ob dieser Wein überhaupt trocken ausgebaut wurde. Oder ob sich versehentlich ein Italienischer LKW proppenvoll mit Primitivo beladen nach St. Martin verirrt hat und in den Tanks etwas durcheinander gekommen ist. Doch genauso schnell wie die Überraschung da ist, genauso schnell geht der Wein in eine klare Linie. Ja, es ist ein trockener Wein. Und ja, es ist ein deutscher Spätburgunder. Und zwar einer, der deutlich spannender ist als viele seiner Konkurrenten. Nach der Süße kommt eine kräftige Note roter und schwarzer Beeren. Dazu kommen…
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Wein des Jahres 2018: Großer Name? Von wegen! Los Kleiner, rock das Ding!
Wie wäre es mit einer Runde Polemik? Blindes Huhn? Krasser Außenseiter und so? Auch mal die Kleinen unterstützen? Es muss ja nicht immer das Offensichtliche sein… Alles geschenkt. Denn hier gilt nur eine Phrase: Ehre, wem Ehre gebührt. Und das ist für 2018 dem Weißburgunder Chardonnay von Andres Deidesheim vorbehalten. Weingut Gebrüder Andres Weißburgunder Chardonnay 2017 (Deidesheim) Der Wein ist die Entdeckung beim Winechanges 2018. Winechanges – das sind 13 Winzer aus Deidesheim und Umgebung, die die Weinlandschaft ihrer Region verändern wollen. Originelle Ideen und neue Konzepte haben sich die Winzer auf die Fahnen geschrieben, oft Töchter und Söhne aus gestandenen Höfen, die entweder voll bei ihren Eltern mitmischen oder…