Weinprobe,  Winzerweiser

Weingut Kassner-Simon: Außergewöhnliches für alle

Es ist gar nicht so einfach, ein Weingut zu finden, das in der ganzen Breite ein tolles Portfolio hat. Also sowohl bei Rot, Weiß sowie Rosé überzeugt und dabei auf mehr als nur eine Handvoll Rebsorten zurückgreift. Schon gar nicht abseits des VDP-Kreises. Wer genau das jedoch sucht, könnte beim Weingut Kassner-Simon in Freinsheim fündig werden. Hier gibt’s schöne Weine sowie Spritziges für kleines und mittleres Geld.  

Klingt irgendwie nach einem klassischen Allrounder, der mit großer Gefälligkeit die Vielzahl von Bedürfnissen abzudecken versucht. Doch so klischeebehaftet ist es bei Kassner-Simon definitiv nicht, denn das Angebot ist spezieller, als es auf den ersten Blick erscheint.

Da gibt’s etwa gleich fünf Spätlese-Weine in den obersten beiden Qualitätsklassen des Weinguts. Klar, für viele Weingüter der Pfalz ist eine Riesling Spätlese obligatorisch. Doch bei den Freinsheimern gibt’s zudem auch Scheurebe, Chardonnay und Weißburgunder. Vier von fünf sind trocken und wehren sich auch sonst gegen typische Spätlese-Klischees. Etwa der Weißburgunder, der aus dieser Reihe am deutlichsten hervor sticht. Satte 14,5 Prozent Alkohol hat der 2018er. Dabei strotzt der Wein nur so vor Harmonie. Der hohe Umdrehungswert macht sich höchstens bei zu vielen Gläsern bemerkbar, nicht aber im Geschmack. In der Nase kommt zuerst viel Obst: Das sind intensive Töne, etwas Tropenfrüchte, dezent das Steinobst und eine Prise Zitrus. Am Gaumen geht die Frucht recht schnell ab und es bleibt ein cremig-buttriger Geschmack mit nussigen Tönen und Holznoten – schließlich kommt dieser Weißburgunder aus dem Holzfass.

Ein Auxerrois zum Verlieben

Wem die trockene Spätlese mit ordentlich Umdrehung nicht außergewöhnlich genug ist, darf sich über einen Auxerrois freuen, den man so stark nur selten in der Pfalz bekommt. Ordentlich Säure und mit wilden Aromen tanzt der Wein ungestüm auf der Zunge, ist perlig, als sei es fast ein Spritz, und lebendig. Etwas Salz, Kiwi und Litschi sowie Würze durch Heu- und Kräuteraromen dominieren den Geschmack. Das ist belebend, das macht Spaß. Nicht nur ein Wein für eine gesellige Runde, sondern auch einer, der dieser Rebsorte einen ordentlichen  Stellenwert sichert. Für die Pfalz ist das definitiv ein Ausnahme-Auxerrois.

Darüber hinaus ist es beim Weingut Kassner-Simon mal schön, einen Pfalz-Betrieb zu erleben, das nicht so sehr von den Rieslingen dominiert wird. Ja, die Spätlesen sind lecker. Stärker noch sind die Riesling-Sekte des Weinguts. In der Breite bleiben aber die anderen Weißen deutlicher in Erinnerung. Neben dem Weißburgunder und Auxerrois sind das etwa der Grauburgunder und der Sauvignon Blanc. Beides Weine ohne viel Geschnörkel, die die klassischen Aromenfelder der Rebsorten nutzen. Das ist mehr als ordentlich, das macht Spaß, das sind wirklich gute Treffer, wenn man schöne Alltagsweine sucht.

Edel ist der Rote, spannend der Rosé

Wer dem Alltag entfliehen möchte, findet auf der roten Seite Weine fürs Besondere: Zielsicher hat Kassner-Simon seinem Spitzen-Cuvée den Namen „KostBar“ verliehen. Kirsche, würzige Noten, etwas Pfeffer, gleichzeitig samt und edel, das alles aus dem Barrique. Das kann bedenkenlos mit den ganz großen Roten der Pfalz konkurrieren. Und auch der Premium-Spätburgunder des Hauses darf sich weit oben einreihen. In der Basis überzeugt das Weingut mit seinem Merlot. Viel Frucht, fast schon aufdringliche Aromenvielfalt. Auch das macht Spaß.

Und irgendwo zwischen Rot und Weiß ist dann noch Platz für Euphorie. So heißt der Rosé des Weinguts, der sich als Sommergetränk genauso anbietet wie als Essensbegleiter. Erdbeere, Granatapfel, rote Beeren und eine schöne Säurenote sorgen für einen Allrounder, der viele anspricht. Und das spannender und beeindruckender, als es ein Allrounder vermuten würde.

Weingut Kassner-Simon: der Überblick

Was das Weingut auszeichnet: der Mix macht’s

Was man unbedingt probieren sollte: Rot, Weiß, Rosé – und ein paar Sektchen

Was es sonst zu wissen gibt: Das Weingut bietet auch Ferienwohnungen an.

Der beste Wein: KostBar und Weißburgunder Spätlese (Weindezibel: je 9,5/10)

Die größte Überraschung: Auxerrois (Weindezibel: 9,5/10)

Unsere Kriterien für das Weindezibel findet ihr hier.

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