• Weinprobe,  Weißweine

    Neiss Schlossberg Chardonnay: einfach schön

    Es muss nicht immer die allergrößte Aufregung oder Überraschung sein. Und manchmal reicht es, wenn ein Wein im simplen Gedanken einfach schön ist. So wie der Schlossberg Chardonnay von Neiss. Einer, der hält, was er verspricht. Einer, der auf extrem hohem Niveau in seiner Qualitätsstufe daher kommt. Dieser Chardonnay präsentiert sich unaufgeregt: Er ist saftig und fruchtig, bietet daher einen schönen Trinkfluss. Im ersten Aufschlag kommen Zitrusnoten, ein wenig gelber Apfel ist ebenfalls dabei, insgesamt eine ordentliche Portion Frucht. Der Rest an Aromen ergänzt dieses klassische Bild eines Chardonnay. Das Holz unterstützt dezent und trägt seinen Teil zu einem ausgewogenen Wein bei. Das alles wird untermalt durch die typische Cremigkeit,…

  • Rotweine,  Weinprobe

    Mario Zelt Kirschgarten Spätburgunder: Holla, die Waldfee

    Hola, die Waldfee. Ganz genau! Denn: Wer immer noch der Meinung sein könnte, Mario Zelt mache höchstens gute bis sehr gute Weine, hat wohl seinen Kirschgarten Spätburgunder nicht probiert. Der Kirschgarten liefert ohnehin beste Bedingungen für hervorragende Weine, insbesondere für alle, die auf ausdrucks- und charakterstarken Stoff stehen. Das kombiniert mit der Hand von Mario Zelt, die es ohnehin schafft, kräftige Aromen und deutliche Geschmackslinien herauszustellen, ist ein echtes Erlebnis. Und was macht diesen Spätburgunder zu einem echten Erlebnis? Es ist die Gesamtkomposition. Zelt, der Dirigent, führt die Aromen so zusammen, als ließe er die Rockin‘ 1000 „Freude schöner Götterfunken“ in Perfektion spielen. Oder – kurzum: Da stimmt einfach alles…

  • Petri Blanc
    Weinprobe,  Weißweine

    Petri Blanc: unfassbar viel für unfassbar wenig

    Silvaner. Müller-Thurgau. Muskateller. Das klingt irgendwie wie ein Oberstudienrat-Treffen einer Gesamtschule nach einem harten Studientag. Dann werden die Korken nach 27 Kilometer Busfahrt mit letzter Kraft gezogen. Und während um 11.57 Uhr der mittelalte Gauda die Runde macht, sind um 11.58 Uhr die ersten drei Flaschen leer. Alle Klischees abgedeckt? Gilt das auch für den Petri Blanc? Was ich eigentlich sagen will: Diese drei Rebsorten stehen nicht gerade vorne auf der Liste meiner Favoriten. Nicht mal im Mittelfeld. Eigentlich auf keiner Favoritenliste. Und dann kommt der Blanc – ein Cuvée aus den drei Sorten – noch aus der Literflasche. Mehr eigene Vorurteile kann ich kaum noch ertragen. Was soll bei…

  • 18 aus 18,  Weinprobe,  Weißweine

    Dominic Stern Blanc de Noir: Es fällt mir schwer, noch sachlich zu bleiben

    Familie und Freunde wissen bereits, dass ich für dieses Weingut einen Faible habe. Man könnte glatt die provokante Parallele zum Rock’n’Roll suchen: Ist das noch Fan sein oder fast schon Groupie-Dasein? Ach was, ist ja auch eigentlich egal. So ganz kann ich die Groupie-These nicht ablegen. Denn: Wenn es einen Wein in dieser Preisklasse gäbe, den ich auf eine einsame Insel mitnehmen müsste – es wäre der Blanc de Noir von Dominic Stern. Und wenn diese Insel auf einmal gar nicht mehr einsam wäre und die Gäste von zehn Kreuzfahrtschiffen stranden würden – ich hätte einen hervorragenden Wein für alle, da bin ich mir sicher. Dieser Tropfen bleibt bei fast…

  • 18 aus 18,  Weinprobe,  Weißweine

    Knipser Steinbuckel Riesling GG: Mehr Bums geht fast nicht mehr!

    2018 war es mein Lieblings-Riesling. Ich mag einfach diesen Bums. Ja, Bums. Und zwar so viel, wie ich es bisher bei keinem anderen Großen Gewächs erlebt habe. Der Steinbuckel löst eine gigantische Geschmacksexplosion im Mund aus – und ist trotzdem ein edler Tropfen. Am ganz großen Rieslinghorizont findet man den Laumersheimer Steinbuckel, eine Parzelle direkt neben einem ehemaligen Kalksteinbruch, nicht unbedingt – da tummeln sich bei Rieslingen Made in Pfalz vor allem die Forster und Deidesheimer Lagen. Und in der zweiten Reihe stehen viele aus den südlichen Regionen der Weinstraße. Aber wie so oft gilt: Wo Knipser ist, ist Klasse da. Und so schafft der Tausendsassa mit seinem Steinbuckel einen…

  • 18 aus 18,  Weinprobe,  Weißweine

    Tina Pfaffmann Riesling trocken: eine Libo zum Verlieben

    Mal ehrlich: Bei Literflaschen kann ich echt richtig ablästern. Da wird besonders wenig Qualität in besonders große Flaschen gefüllt und auf den Markt geworfen. Nach dem Motto: viel hilft viel – es gibt da draußen ja genügend preisbewusste Käufer. Und so einer war ich schließlich mal selbst! Denn als preisbewusster Teenager zählen Menge und Volumen zu den wichtigsten Preis-Leistungs-Kriterien. Da kommen Libos (Literbomben) gerade recht. Heute sind Libos für mich oft tabu – zurecht wird deren Inhalt gerne mit Wasser für Schorle gestreckt, damit man die Weine nicht mit voller Breitseite erleben muss. Und da ich Schorle nicht mag, brauche ich auch keine Libos. Nicht mal bei VDP-Winzern kann ich…

  • 18 aus 18,  Rotweine,  Weinprobe

    Alois Kiefer Spätburgunder Ambrosia: endlich einer mit Charakter

    Der Schock kommt gleich zu Beginn: Die Fruchtnoten kommen beim ersten Nippen mit einer solchen Süße daher, dass es für einen kurzen Moment unklar ist, ob dieser Wein überhaupt trocken ausgebaut wurde. Oder ob sich versehentlich ein Italienischer LKW proppenvoll mit Primitivo beladen nach St. Martin verirrt hat und in den Tanks etwas durcheinander gekommen ist. Doch genauso schnell wie die Überraschung da ist, genauso schnell geht der Wein in eine klare Linie. Ja, es ist ein trockener Wein. Und ja, es ist ein deutscher Spätburgunder. Und zwar einer, der deutlich spannender ist als viele seiner Konkurrenten. Nach der Süße kommt eine kräftige Note roter und schwarzer Beeren. Dazu kommen…

  • 18 aus 18,  Weinprobe,  Weißweine

    Anselmann Cabernet Blanc: Endlich muss mal jemand danke sagen

    Und zwar ich: Danke, liebe Pfalz, liebe Weinstraße, dass es bei euch den Cabernet Blanc gibt. Als großer Fan von Riesling und Sauvignon Blanc überzeugt mich die Kreuzung aus diesen beiden Reben ungemein. Es freut mich, dass die noch recht neue Rebsorte immer häufiger angebaut und beliebter wird. Und in der Anselmann-Variante habe ich einen ihrer bisherigen Höhepunkte an der Deutschen Weinstraße gefunden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach unfassbar gut. Also gibt’s ein zweites Danke – in Richtung Weingut Anselmann. Die Edesheimer schaffen es nämlich, die Vorzüge der beiden urprünglichen Sorten hier perfekt miteinander zu kombinieren. Im Glas warten eine explosive Zitrusvielfalt, begleitet mit spürbarem Säurearoma des Apfels und über die…

  • 18 aus 18,  Weinprobe,  Weißweine

    Emil Bauer Riesling Sex, Drugs & Rock’n’Roll: erst auf dem Etikett, dann im Glas

    „Da steht ,Sex‘ auf dem Etikett. Hihi! Haha! Hoho!“ Das ist so ziemlich die häufigste Reaktion von allen, die zum ersten Mal an einer Flasche dieses Rieslings vorbeikommen. Und ja: Das Marketing des Weinguts Emil Bauer – besonders die Etikettengestaltung – ist grandios. Denn hier geht’s nicht um Groupies, sondern um Pfälzer Bescheidenheit, wenn der Slogan ergänzt wird mit „just Riesling for me, thanks“. Und ja: So verwunderlich ist der Marketing-Erfolg nicht, hat doch schließlich Martin Bauer, der gemeinsam mit seinem Bruder Andreas das Weingut führt, Weinmarketing studiert. Und ja: Natürlich finde ich das Etikett mega, weil da Rock’n’Roll drauf steht. Und ich Riesling mag. Typisch pfälzische Bescheidenheit. Klar –…

  • 18 aus 18,  Rosés,  Weinprobe

    Knipser Clarette: ein starker Sommerwein

    Ich mag immer noch keine Rosé-Weine. Also, nicht mögen, das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Sagen wir es so: Wenn ich die Auswahl zwischen Weiß, Rot und Rosé habe, landet Rosé immerhin auf dem dritten Platz. Da spielen weder Wetter, noch Essen noch der Anlass irgendeine Rolle. Und dann war da noch mein früherer Enlischlehrer: „Ein Rosé? Da kippen doch die Winzer den Weißen und den Roten zusammen, der nix geworden ist.“ Soweit, so gut. Oder so blödsinnig. Jedenfalls: Es müsste also schon ein außergewöhnlicher Rosé vor mir stehen, damit er nicht nur das dritte Los ist. Und voilà: Irgendwie war es dann auch klar, dass vor allem ein Haus…