• Weinprobe,  Weißweine

    Alois Kiefer – Aloisiushof Weißburgunder Stein & Erde: Der lag wohl neben einem Riesling!

    Weißburgunder und ich? Wir mögen uns eigentlich gar nicht. Denn mit ihm ist das immer so eine Sache: Ist er sehr klassisch, birgt er die Gefahr, bei mir gedanklich in der Langeweile zu versinken. Das, was andere an dieser Stelle als leichten, sommerlichen, angenehmen und ausgewogenen Wein empfinden, der es weiß, in keiner Weise aufdringlich zu sein, interpretiere ich immer als öde schmeckendes, gefärbtes Wasser. Seltsamerweise – beziehungsweise sehr zu meinen Ungunsten – leitet sich daraus das Phänomen ab, das größere Gruppen bei der Auswahl des Flaschenweins schnell beim Weißburgunder landen, denn: „Da kann man nix falsch machen.“ Ich denke mir dabei immer: „Und nix richtig!“ Bringt ein Weißburgunder ordentlich…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Anselmann Grauburgunder Classic: Heimischer Obstgarten knutscht mit den Tropen

    Einsteigerwein? Jawohl! Alltagswein? Auch. Sommerwein? Natürlich. Allrounder? Absolut. Fruchtkorb? Jap. Auch einer, der viele Geschmäcker vereinen kann? Auch das! Und dann noch ein Preis-Leistungs-Champion? Richtig. Diese Vielzahl von Fruchtaromen und diese Unaufgeregtheit mit schönem Geschmack hat Respekt verdient angesichts der Preisklasse, in der wir uns hier bewegen. Das ist ein Kniff, der im Hause Anselmann öfters gelingt (Blanc de Noir, Cabernet Blanc). Nun machen viele Aromen noch lange keinen guten Wein aus. Doch Anselmann ist hier ein cooler Kniff gelungen. Den Anfang machen sehr vertraute gelbe Früchte. Dabei dominieren dann recht schnell Aprikose und Apfel. Und während man sich gerade darauf einstellt und so einen typischen Steinobstwein vermutet, geht es…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Nauerth-Gnägy Grauburgunder ng3: Alarm am Gaumen

    Die Anekdote bei meiner ersten Begegnung mit dem Pfarrwingert Grauburgunder ng3 bleibt ewig hängen. Simpel und wiederkehrend, wenn es um Weine geht. Vor allem um nicht Alltägliche. Sie erzählt die Geschichte von anspruchslosen Gelegenheitsweintrinkern, die mit dieser Flasche hoffnungslos überfordert waren. Weder pur noch als Schorle habe er seine Dienste erweisen können, so die Erzählung beim Ausschenken. Mein erster Gedanke: Yeah, eventuell endlich mal wieder ein Grauburgunder seit Ewigkeiten, der hängen bleibt. Ja, er ist hängen geblieben. Und ja, ich verstehe auch die Gelegenheitstrinker, warum sie mit ihm nichts anfangen können. Nauerth-Gnägy hat einen Wein erschaffen, der erst mal erstaunlich viel Fülle verbreitet und alle, die einen leichten Burgunder erwarten,…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Neuspergerhof Riesling Bienenglück: Honig im Glas

    Wein kann so einfach sein. So glasklar in seiner Botschaft. So simpel zu verstehen wie der Rhythmus epischer Rock’n’Roll-Hymen. Na, gleich an „We will rock you“ gedacht? Oder vielleicht „Smoke on the water“? Da-da-daaaaa, da-da-da-daaaaaaa… Egal, zurück zum Wein. Wo Biene draufsteht, ist Honig drin, könnte man hier an der Stelle sagen. Ein Blick aufs Etikett reicht beim Neuspergerhof Riesling Bienenglück also fast schon, um einen gehörigen Teil des Geschmacks dieses Weins auszumachen (ähnlich wie im Premiumsegment beim Kirschgarten). Und wenn man dann noch betrachtet, dass der Neuspergerhof als Bioland-Weingut der Natur stark verbunden ist, dürfte das Glück hier nicht nur beim Weintrinker liegen, sondern auch bei den Bienen. Jedenfalls…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Schweder Cabernet Blanc: Zurückhaltung kann auch mal lecker sein

    Cabernet Blanc? Bin ich großer Fan von! Das ist auch einfach zu begründen, da ich die beiden Ursprungstrauben so mag: Riesling und Sauvignon Blanc. Fruchtig explosive, säurestarke Weine mit schöner Mineralität ist das, was ich daran am meisten schätze. Das Weingut Schweder aus Hochstadt hat mich mit seiner Variante überrascht: Denn hier kommt das längst nicht so geballt wie bei vielen anderen Cabernet Blanc, etwa dem aus dem Hause Anselmann. Schweders Variante hat trotzdem genau diese Facetten zu bieten, nur nicht gleichzeitig. Eröffnet wird mit Säure und Mineralität, aber beides überschaubar dosiert. Hat man sich gerade an diese Erfrischung gewöhnt, geht es weiter mit schöner Frucht: Aprikose, Pfirsich, ein wenig…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Tina Pfaffmann Riesling Schick und Schön: die inneren Werte zählen

    Origineller Name, trendiges Design – ideal für Etikettentrinker, hippe Szene-Bars und alle anderen, die mehr aufs Oberflächliche stehen. Könnte man meinen. Tatsächlich aber hat Tina Pfaffmann mit dem Riesling Schick und Schön einen tollen Wein gezaubert. Der Rest ist einfach nur ein cooler Nebeneffekt. So ganz warm geworden bin ich mit den Rieslingen aus Landau und Umland noch nicht. Auch die dortigen VDP-Winzer konnten mich bisher nicht überzeugen. Und ja: Ich habe wirklich schon einige dort probiert. In Erinnerung sind sie mir aber nicht wirklich geblieben. Eine große Ausnahme gibt es jedoch in Frankweiler: Dass Tina Pfaffmann tolle Rieslinge macht – und das sogar bereits im Gutswein-Segment – habe ich…

  • Petri Blanc
    Weinprobe,  Weißweine

    Petri Blanc: unfassbar viel für unfassbar wenig

    Silvaner. Müller-Thurgau. Muskateller. Das klingt irgendwie wie ein Oberstudienrat-Treffen einer Gesamtschule nach einem harten Studientag. Dann werden die Korken nach 27 Kilometer Busfahrt mit letzter Kraft gezogen. Und während um 11.57 Uhr der mittelalte Gauda die Runde macht, sind um 11.58 Uhr die ersten drei Flaschen leer. Alle Klischees abgedeckt? Gilt das auch für den Petri Blanc? Was ich eigentlich sagen will: Diese drei Rebsorten stehen nicht gerade vorne auf der Liste meiner Favoriten. Nicht mal im Mittelfeld. Eigentlich auf keiner Favoritenliste. Und dann kommt der Blanc – ein Cuvée aus den drei Sorten – noch aus der Literflasche. Mehr eigene Vorurteile kann ich kaum noch ertragen. Was soll bei…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Neuspergerhof Cabernet Blanc Mandelpfad: Melone im Glas

    Meine Vorliebe für Cabernet Blanc ist überdeutlich, so dass ich kaum einen Bogen um diese Rebsorte machen kann. Erst recht, wenn – wie hier beim Cabernet Blanc des Neuspergerhofs – völlig neue Facetten des Weins durchkommen. Eigentlich mag ich es besonders, wenn die Kombination aus Riesling und Sauvignon Blanc mit richtig viel Intensität daher kommt. Mineralisch, mit viel Säure, facettenreiche Frucht. Am liebsten so explosionsartig, dass es fast schon überfordert. Nicht überfordernd, aber zumindest sehr intensiv ist beispielsweise die Variante aus Edesheim von Anselmann. Der Rohrbacher Neuspergerhof geht da bei seinem Cabernet Blanc eine ganz andere Richtung: Hier wartet ein sehr eleganter, sehr ausbalancierter und feiner Wein, der durch unaufdringliche…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Anselmann Cabernet Sauvignon Blanc de Noir: die weiße Würzmühle

    Ich mag diesen Anselmann-Wein deshalb so sehr, weil er optisch und geschmacklich ein recht untypischer Blanc de Noir ist: Er ist sehr hell in der Farbe und bietet dem Gaumen eher kräftige Noten als sommerliche Leichtigkeit. Bereits die Säure zu Beginn überrascht für einen Blanc de Noir: Sie ist beim ersten Schluck von Anfang an da und zieht sich bis zum Ende durch. Das geht fast schon in die Richtung Riesling. Die Cabernet-Traube bringt vor allem pfeffrige und würzige Aromen mit. Mit der Frucht geizt er etwas, wer auf Aprikose steht, wird sie aber finden. Dazu kommt noch etwas Paprika. Klingt ganz und gar nicht nach einem Sommerwein, wie es…

  • Weinprobe,  Weißweine

    Dominic Stern Riesling Alte Reben Ruppertsberger Reiterpfad: einen Moment Geduld, bitte

    Zugegeben: Das erste Glas hat mich ganz und gar nicht überzeugt. Ich wusste einfach nicht, wie ich diesen Stern-Riesling einordnen soll. Ja, da war ordentlich Säure. Ja, da waren auch Aromen. Doch die Frucht war mir irgendwie nicht klar genug, weder im Geschmack noch in der Nase. Auch wenn sie mir recht exotisch vorkam – was ich eigentlich sehr mag. Dann habe ich gemacht, was man in dieser Situation machen sollte: den Wein ans Essen kippen! Äh! Stop! Das ist natürlich Blödsinn. Die richtige Antwort lautet: einfach mal warten. Und das hat sich gelohnt. Denn der Wein braucht etwas, um seine Aromen zu entfalten. Plötzlich war alles da und auch…