„Wir werden eine Stilistik entwickeln, die über der Qualität von Champagner liegen kann“
Weinbestellung per WhatsApp, nachhaltiger Anbau nach dem Bioland-Siegel und einige innovative Ansätze im Produktportfolio: Der Neuspergerhof geht viele neue Wege, ohne mit klassischen Pfälzer Traditionen zu brechen. Warum Pfälzer Winzersekt dem Champagner gefährlich nahe kommt, wie Bio im Glas schmeckt und welche Trends uns bald erwarten, verrät Jochen Gradolph, Inhaber des Rohrbacher Weinguts, im Interview. Geführt – natürlich – per WhatsApp.
Herr Gradolph, ich kann bei Ihnen inzwischen Wein per WhatsApp bestellen. Wie lange dauert es denn von der Nachricht bis zur Lieferung?
Von der Bestellung bis zur Lieferung benötigen wir maximal 48 Stunden.
Das geht ja schnell. Und was muss ich in die WhatsApp-Nachricht reinpacken, damit Sie die Bestellung erfassen können?
Der Kunde muss nur seine Kundennummer und die gewünschte Bestellmenge angeben. Alles andere erledigen wir für ihn. Im Nachgang erhält er eine Rechnung und eine Info zum Paket-Tracking. Wir haben damit bisher nur sehr positive Erfahrungen gemacht.
Lassen Sie uns zu Ihren Weinen kommen. Im März waren Sie unter anderem auf der ProWein und – etwas regionaler – auf der RendezVino in Karlsruhe. Auf was können wir uns in diesem Jahr vom Neuspergerhof freuen?
Auf ganz fruchtige Weißweine aus dem Jahrhundert-Jahrgang 2018 sowie auf eine Erweiterung unserer Rotwein-Kollektion. Etwa um unseren neuen Pinot Noir Rèserve. Ende des Jahres wird es auch wieder unseren beliebten Pinot Crèmant Brut geben. Der wurde auf der ProWein als einer der besten Sekte Deutschlands ausgezeichnet und war in wenigen Minuten ausverkauft.
Wir merken, dass richtig gute Winzersekte sehr gefragt sind.
Jochen Gradolph, Neuspergerhof
Glückwunsch zu diesem Erfolg. Hoffen wir, dass es zu Jahresende davon reichlich vom neuen Jahrgang geben wird. Wo gehen denn generell die Trends in den nächsten Jahren hin? Was wird es Neues bei Ihnen geben?
Ganz klar ist unser Ziel, die Qualität noch jedes Jahr auf sehr hohem Niveau zu steigern. Auch werde wir die Sektproduktion weiter hochfahren. Wir merken, dass richtig gute Winzersekte sehr gefragt sind. Außerdem wird es im Rotwein-Segment noch internationale Cuvées und Sorten wie Syrah, Petit Verdot und Cabernet Franc geben.
Und der Trend beim Sekt?
Wir werden mi klarem Fokus auf Qualität deutlich Marktanteile zurückgewinnen können, welche bisher noch im Ausland, zum Beispiel beim Champagner, liegen. Wir haben in der Pfalz die Qualität, das Know-How und die Reben sowie ein tolles Terroir um noch bessere Schaumweine zu machen als das Ausland.
Werden wir es wirklich großflächig mit dem Champagner aufnehmen können?
Das werden wir sicherlich selektiv schaffen. Darüber hinaus werden wir eine eigene Stilistik entwickeln, die aus meiner Sicht noch über der Qualität des Champagners liegen kann. Viele trinken Champagner aufgrund des Namens und nicht wegen der Qualität und des Geschmacks. Präsentiert man dann erst mal einen gut gemachten deutschen Winzersekt, dann sind die Kunden nur noch am Schwärmen.
Wir sind aus Überzeugung Bioland-Weingut.
Jochen Gradolph, Neuspergerhof
Mit der Übernahme des Weinguts von Ihren Eltern haben Sie sich dazu entschieden, Ihren Anbau auf Basis der Bioland-Richtlinien umzustellen. Was war der Hauptgrund?
Die Umstellung auf Bio war die logische Konsequenz, da wir noch mehr Weinberg und Terroir im Glas abbilden möchten. Durch den kompletten Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel können wir mit der natürlichen Weinbergs-Flora und den Weinbergs-Hefen arbeiten. Durch diesen ressourcenschonenden Umgang mit der Natur erhalten wir nicht nur nützliche Lebensräume wie zum Beispiel für Bienen und Insekten, sondern erhalten den Weinberg auch für unsere nächste Generation. Wir sind aus Überzeugung Bioland-Weingut und sehen den großen Vorteil in einer starken Gemeinschaft mit dem gleichen Ziel. Darüber hinaus hat Bioland viel strengere Richtlinien als das Bio-Siegel der EU. Zudem bauen wir unsere Weine alle vegan aus – das bedeutet ganz ohne Einsatz von Gelatine.
Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten bringt das mit sich?
Wir sind natürlich voll der Witterung ausgesetzt und können immer nur protektiv Pflanzenschutz betreiben. Das bedeutet, dass wir bei ungünstiger Witterung permanent in Bereitschaft stehen. Wir müssen drei- bis viermal mehr Arbeitszeit im Weinberg investieren. Das erfordert viel Arbeitskraft und dementsprechend hohe Lohnkosten.
Wie macht sich dieser höhere Invest im Glas bemerkbar?
Das Ergebnis ist auf jeden Fall zu schmecken. Im Glas findet man mehr Frucht, mehr Typizität und Terroir.
Ihre ganz persönliche Empfehlung: Welchen Tropfen des Neuspergerhofs sollte man dieses Jahr unbedingt probieren?
Unseren Ortswein Riesling Bienenglück, eine unglaubliche Frucht nach reifem Weinbergpfirsich und gelbem Apfel. Viel Frische am Gaumen und eine harmonische Säurestruktur. Im Weinberg blühen spezielle Bienenweiden-Einsaaten.
Und welches Pfälzer Produkt von einem Ihrer Wettbewerber können Sie empfehlen?
In der Pfalz gibt es so viele tolle Betriebe und so viele gute Weine, da ist es schwer, sich auf einen zu reduzieren