Weinstraße erleben

Gimmeldinger Mandelblütenfest 2019: Ja, es geht noch voller!

Rekord! Mit 15.000 Besuchern am Festsamstag und 14.000 Gästen einen Tag später hat das Gimmeldinger Mandelblütenfest den größten Ansturm seit Bestehen verzeichnet. Gut findet das längst nicht jeder – dabei ist’s nix anderes als der Lauf der Dinge. 

Gimmeldinger Mandelblütenfest
Wer früh kommt, hat die Blüte fast für sich alleine. Sonntagmorgen um 10 Uhr geht es noch beschaulich zu. (Foto: MZ)

Die letzen Vorbereitungen laufen. Tische werden noch aufgeklappt, Bänke gestellt. Es riecht nach frisch Gebackenem. Ein provisorischer Verkaufsstand wird aufgebaut – „Riesenbretzeln, Riesenbretzeln“, stimmt sich die Verkäuferin schon ein. Die Winzer öffnen ihre Stationen, prüfen den Weinvorrat und ihre Gläser. Dem Ansturm können sie sich sowieso nicht mehr entziehen. Noch spürt man eine leichte Winterbrise. Der Himmel ist blau, keine Wolke zu sehen. Es wird ein herrlicher Tag. Und in der Ferne strahlen sie bereits in voller Pracht: die Mandelbäume Gimmeldingens.

Ja, auch dieses Jahr hatte das Gimmeldinger Mandelblütenfest seine romantischen Momente. Vor allem für alle, die es vor 10 Uhr in das romantische Örtchen geschafft haben. Dann lässt sich fast jede Blüte der vielen Mandelbäume im Ort ungestört entdecken. Dann gibt’s Kaffee ohne Wartezeit, frisch zubereitete Waffeln mit nettem Smalltalk und genügend Zeit, an den Winzerständen über den neuen Jahrgang zu philosophieren.

Mit dem Rummel starten die Pfälzer in die neue Saison

Wenige Stunden später ist von alldem nichts mehr da. Es ist eng. Noch enger als in den Vorjahren. 29.000 Leute über zwei Tage sind es laut der Stadt Neustadt am vorletzten Märzwochenende in Gimmeldingen, um die Mandelblüte zu feiern. Es geht zu wie auf dem Rummel. Da die Masse sich kaum noch durch die Gassen bewegen kann, geht die Hektik in den Geräuschpegel über.

Naturgemäß wird das Fest als Startschuss für die Weinsaison gewertet. Und zieht daher sowohl aus dem nahen Umkreis, der gesamten Pfalz als auch aus den umliegenden Metropolregionen die Gäste an.

Blüten der Mandelbäume
Grund des Ansturms: Im Frühjahr entfaltet sich im Gimmeldingen die volle Pracht der Mandelblüte. (Foto: MZ)

Der Stimmung vor Ort tut das keinen Abbruch. Überall gibt’s was zu entdecken. Kulinarisch. Kulturell. Und natürlich in der Natur. Das Gimmeldinger Mandelblütenfest ist beliebt. Und für einige Besucher, so hat man das Gefühl, geht es überhaupt nicht mehr um die Bäume, sondern nur noch um die Saisoneröffnung. Endlich geht’s wieder los mit den vielen Weinfesten. Verkostungen. Schön-Wetter-Events. Trinkgelegenheiten.

Mehr Leute, mehr Stress: der Lauf der Dinge

Das führt zu immer mehr Unmut. So manch ein Einheimischer hat abgeschlossen mit dem Fest. Zu voll. Zu viele Touristen. Zu kommeriziell.

Doch das ist der Lauf der Dinge. Und er ist vollkommen okay. Die Pfalz weiß sich als Publikumsmagnet zu vermarkten, ihre Gemeinden und Feste auch. Viele profitieren davon und das schon seit vielen Jahren. Der Ansturm ist ein Nebeneffekt der starken regionalen Entwicklung. Und das wird noch mehr in den kommenden Jahren. Wer bei den Leuten ankommen mag, muss die Leute bei sich auch ankommen lassen.

Gimmeldingen 2019 mit Besucherrekord
High Noon: Spätenstens zur Mittagszeit ist der Ort am Festsonntag völlig überfüllt. (Foto: MZ)

Ein kleiner Nachholbedarf für die Gäste gibt’s aber: Damit das Fest auch in 100 Jahren noch gefeiert werden kann, benehmt euch bitte alle ausnahmslos. Und dazu gehört auch das fachgerechte Entsorgen seines Mülls!

Wer übrigens wirklich so gar nichts mit dem Trubel anfangen kann und trotzdem die Mandelblüte sehen möchte: Die gibt’s nicht nur an diesem Wochenende zu erleben, sondern auch noch einige Tage davor und danach. Dann ist Gimmeldingen das romantische Örtchen irgendwo an der Deutschen Weinstraße. Und wer diese Romantik während des Fests erleben möchte: früh aufstehen hilft. Dann, wenn die Tische noch aufgeklappt werden. Der Kaffee noch durchläuft und die Bretzeln in Stellung gebracht werden.

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